Berufsfeld Nachhaltigkeit im Realitätscheck

Wie sieht die Arbeitsrealität in Berufen aus, die sich Nachhaltigkeit und Umweltschutz auf die Fahne schreiben? Dieser Frage widmete sich das jüngste Neuburger Nachhaltigkeitsgespräch am 13. Mai 2025 unter dem Titel „Nachhaltigkeit als Job – Im Spannungsfeld zwischen Grün und Profit”. Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Arbeitsmarktforschung gewährten dabei einen ehrlichen Blick hinter die Kulissen eines Berufsbildes, das nicht nur Sinn stiftet, sondern zunehmend an ökonomischer Relevanz gewinnt.

Den Auftakt machte Prof. Dr. Holger Hoppe, Studiengangleiter des Bachelorstudiengangs Nachhaltigkeits- und Umweltmanagement (NUM) an der THI. Er unterstrich, welche Kompetenzen heute gefragt sind: Systemdenken, vorausschauendes Handeln, Zusammenarbeit und kritisches Denken – Fähigkeiten, die angesichts komplexer globaler Herausforderungen unverzichtbar seien. Laut OECD ist inzwischen mehr als jeder fünfte Arbeitsplatz in Deutschland „grün“ geprägt – mit weiterem Wachstumspotenzial.

Lea Schaller, NUM-Absolventin, berichtete von ihrem persönlichen Weg in die Nachhaltigkeitsbranche. Ein Studienwechsel von BWL zu NUM markierte für sie den Beginn einer sinnstiftenden Karriere. Besonders das Thema Nachhaltigkeitsberichterstattung habe sie während ihres Studiums begeistert – ein Bereich, der durch neue EU-Regularien aktuell stark an Dynamik gewinnt.

Auch Laura Sommer, Nachhaltigkeitsmanagerin bei Sonax, bestätigte: Das Thema Nachhaltigkeit ist in vielen mittelständischen Unternehmen angekommen. In ihrem Unternehmen treibt sie strategische Nachhaltigkeitsprojekte voran – von Energieeffizienz und umweltfreundlicheren Verpackungen bis hin zu sozialen Initiativen. Ihre zentrale Erkenntnis: Nachhaltigkeit lohnt sich – durch Ressourceneinsparung, höhere Arbeitgeberattraktivität und als Bestandteil moderner Unternehmensführung.

Jana Kern vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit beleuchtete die arbeitsmarktpolitische Dimension. Von rund 4.000 analysierten Berufen verfügten bereits 1.600 über relevante „Green Skills“. Auch wenn die Region Neuburg derzeit noch unter dem Bundesdurchschnitt liege, böten sich gerade im Rahmen der Transformation vielfältige Entwicklungschancen – auch für etablierte Berufsbilder.

Im Laufe des Abends wurde deutlich: Nachhaltigkeitsberufe verlangen weit mehr als Idealismus – gefragt sind strategisches Denken, Anpassungsfähigkeit und Durchsetzungsvermögen. „Unternehmen sind keine Demokratien“, so Hoppe. Es brauche sowohl klare Vorgaben von oben als auch ein breites Bewusstsein in der Belegschaft. Der Lohn? Laut Studien sind viele grüne Berufe nicht nur sinnstiftend, sondern auch finanziell konkurrenzfähig.

Die Gespräche machten Mut – für künftige Fachkräfte ebenso wie für Unternehmen. Der THI Standort in Neuburg a.d. Donau mit seinen anwendungsbezogenen Studienangeboten, Forschungsprojekten und Unternehmenskooperationen bietet fruchtbaren Boden für nachhaltige Geschäftsmodelle. Schon heute zeigt sich: Nachhaltigkeit ist kein Nischenthema mehr – sie wird zunehmend zu einem integralen Bestandteil der Arbeitswelt von morgen.